Im Anfang war das Wort

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“, so hören wir es im Johannesevangelium. Im Anfang, vor allem Anfang, von Anfang an… Gott. Und Gott erzählt, er spricht, schickt sein Wort in die Welt, um anzufangen, im Wüsten und Wirren, in der Finsternis und der Urflut, seine Geschichte mit seinem Volk und seiner Schöpfung langsam zu erzählen und so Wirklichkeit werden zu lassen.

Vor langer, langer Zeit beginnt er und noch heute erzählt er… so lebt seine Liebe, sein Heil, sein Friede und seine schöpferische Erneuerungskraft überall dort, wo Menschen seine Worte zutiefst in ihre Herzen, ihre Seelen, ihr Leben eindringen lassen, wo Samen dieser Geschichte auf fruchtbarem Boden fallen und wahr werden.

Unser Leben ist davon abhängig, dass am Anfang ein Wort steht: weil wir freundlich angesprochen werden, lernen wir sprechen; weil wir ermutigt werden durch gutes Zureden, lernen wir laufen; weil mir von Gott erzählt wurde, lernte ich glauben.

Im Anfang war das Wort …ein zerbrechliches Wort, ein Kind. Am Anfang in Windeln gewickelt und am Ende seines Lebens in Tüchern gewickelt: Leben und Sterben, Freude und Trauer, Enttäuschung und Hoffnung …diese Polarität zieht sich durch unser Leben. Ich jedenfalls habe die Erfahrung im vergangenen Jahr gemacht, dass Leben in seiner Gegensätzlichkeit dazu gehört. Da spannt sich ein Bogen von Weihnachten zu Karfreitag, von der Krippe zum Grab, von der Geburt in der Weihnachtsnacht zur Nacht des Todes. Und die Windeln sagen: Jesus kommt ganz da hinein, ins Menschsein, ins Leben mit all seinen Facetten und Nuancen, ins Leiden, in den Tod.

Er ist verletzlich und bedürftig, auf die Hilfe anderer angewiesen wie ein jeder Mensch. Wir erfahren es als Kinder und spätestens als Menschen im hohen Alter wieder, dass wir als Menschen aufeinander angewiesen sind und bleiben, auf ein Miteinander. In diesem kleinen Jesuskind wird also deutlich, wie sehr wir aufeinander verwiesen sind. Jesus wird im wahrsten Sinne des Wortes gebunden und verbindet, verbündet sich mit den Menschen, denn nichts anderes heißt eigentlich das griechische Wort, das da im Originaltext für „gewickelt“ steht – „gebunden“.

Weihnachten ist die Entdeckung: Gott kommt zu uns Menschen, damit wir nicht für uns selbst bleiben, nur auf uns selbst bezogen leben und uns jeglicher Verantwortung füreinander entbinden, sondern einander suchen, versöhnen, binden, verbünden.

Gott kommt – eingewickelt in das ganze menschliche Leben. Wie gut, dass er von Anfang bis Ende dabei ist, dass er schon in unser kleines Leben verwickelt ist bis zu unserem Ende. In der Weihnachtsgeschichte liegt eingewickelt das Kind und mit ihm die unser ganzes Leben umfassende frohmachende Botschaft dieses menschgewordenen Gottes. So haben die Windeln der Weihnacht etwas ganz und gar Tröstliches – auch für die dunklen Stunden unseres Lebens, für die Stunden, die ich manchmal gerne würde streichen aus meinem Leben. Glauben wir diesem Wort, vertrauen wir ihm unser Dasein an! Gesegnete Weihnachten!

weihnachtssegen

der herr

mensch geworden in einem stall

er segne dich

er lasse das licht seiner liebe

leuchten in deiner dunkelheit

er behüte dich

er berge dich in seiner menschlichkeit

wenn unmenschliches dich erschrickt

der herr lasse leuchten sein angesicht über dir

er begleite deine wege

wenn du dich von allen guten geistern

verlassen fühlst

er sei dir gnädig

wenn du ungnädig mit dir bist

der herr erhebe sein angesicht über dich

er strahle auf in deinem leben

wie die engel den hirten erleuchtung brachten

er gebe uns seinen frieden

in den familien

unter den völkern

und zwischen den religionen

Siegfried Eckert