Es ist ein Zeichen von Liebe – Abstand zu halten

Weihnachten ist das Fest der Liebe, das höre ich immer wieder. Und zur Liebe gehört die Nähe, das Zusammensein, das Zusammenrücken. In diesem Jahr ist es jedoch anders: Es ist ein Zeichen der Liebe, Abstand zu halten, einander nicht ‚auf die Pelle zu rücken‘.

Das Thema Abstand hat uns in diesem fast vergangenen Jahr sehr geprägt. Wir müssen auf vieles verzichten. Auf Hinausgehen, auf körperliche Nähe, auf unbeschwertes Zusammensein. Abstand und Nähe – diese Spannung wird uns auch im neuen Jahr noch begleiten, wie es uns letztlich immer begleitet: eine gesunde Balance zu halten zwischen Nähe und Distanz. Dennoch – wir alle warten darauf, dass wir uns wieder ohne Abstand und Einschränkungen begegnen können.

Die Corona Pandemie zeigt uns, dass wir das Leben nicht so festhalten können, wie wir es gewohnt sind. Ich erlebe, wie bedroht, wie zerbrechlich all das ist, was menschliches Leben festigen sollte. Veränderungen fühlen sich in der Regel unangenehm an und sie schaffen Unsicherheit. Jetzt werden Qualitäten gefragt wie Veränderungsbereitschaft, Vertrauen, Umgang mit Verlusten, Aushalten von Leere und nicht zuletzt auch eine große Portion Mut und Zuversicht, die Schritte zu setzen, die notwendig sind.

Und gerade jetzt gilt die Botschaft von Weihnachten mehr denn je: Gott ist mit uns – mit mir und all den Menschen, die mit mir leben und arbeiten; mit den Bedürftigen und Einsamen, mit den Trauernden und den Verzweifelten.

Ich mache die Erfahrung, dass mein Glaube die Herausforderungen nicht immer federleicht macht. Vielleicht aber geht es um das Deuten des eigenen Lebens, der eigenen Sinnbestimmung im Heranwachsen des Vertrauens, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist und dieses Geschenk verliert nicht an Wert, wenn es brüchig wird. Ja – ich bin davon überzeugt, dass unsere Angst wie unsere Hoffnung, unsere Freude wie unser Leid einen Platz in dieser Verbindung mit Gott haben.

Hoffnung ausstrahlen, das können Menschen, die selbst von Sinn erfüllt sind, davon bin ich überzeugt. Das geht, wenn ich mit der Grundüberzeugung unterwegs bin: Das Leben hat grundsätzlich einen tiefen Sinn, selbst wenn ich den Sinn eines Momentes oder einer Phase nicht entdecken kann.

Es gibt kein Beherbergungsverbot für gute und positive Gedanken und erst recht nicht für Gottes Wirken in mir und durch mich. Und es braucht auch keinen Mindestabstand menschlichen Mitgefühls oder eine Distanzierung von einer mir möglichen guten Tat oder einer Zuwendung, die gerade notwendig ist. Unsere christliche Hoffnung muss auch nicht desinfiziert werden. Sie bleibt hoffentlich immer ansteckend und mutmachend. Und letztlich – zwischen Gott und uns Menschen besteht kein Abstandsgebot, das wissen wir seit Weihnachten.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein hoffnungsfrohes Weihnachtsfest, das Geschenk guter Gesundheit und trotz mancher Unsicherheitsfaktoren eine tragende Zuversicht für das neue Jahr 2021! Und denken Sie daran: Es ist ein Zeichen von Liebe – Abstand zu halten!