Diese Worte von Bernhard von Clairvaux sind bei mir hängen geblieben. Ich liebe sowohl den Wald als auch meine Bücher und die Frage taucht auf, wo ich nun „mehr“ finden kann: in den Wäldern oder in den Büchern. Wenn im Mai die Bäume ausschlagen und sich die zarten Blätter entfalten, wird der Wald zu einer wohltuenden hellgrünen Oase. Ich kann oftmals nicht genug von diesem wunderbaren Grün bekommen und lasse mich gern anstecken von der Energie, die spürbar ist.
Wie keine andere symbolisiert vor allem die Farbe Grün Wachstum und Leben, Frische und Hoffnung. Auf Hildegard von Bingen geht der Begriff der Grünkraft zurück, die allen Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien innewohnen soll und sie bildet die Grundlage einer ganzheitlichen Heilung. Das Klima, die Natur, die mich umgibt und mein eigenes innere Wohlbefinden hängen spürbar zusammen, das erlebe ich immer wieder.
Gerade in der Corona-Pandemie hat für mich der Wald therapeutische Wirkung gehabt. Wie oft bin ich nach der Schwere des Tages in Wald gegangen und habe bei einem langen Spaziergang den Duft, die Farben, die Ruhe, die wechselnden Lichtstimmungen, das Gezwitscher der Vögel, die frische Luft eingeatmet und damit den Kopf frei geatmet. Immer wieder habe ich versucht, dieses Gefühl, das sich in mir breit machte, in den Fotos festzuhalten, davon ist manchmal ein Hauch zu spüren.
In der Natur ordnen sich oftmals die Gedanken wie von selbst. Plötzlich wird klar, was vorher noch unklar war oder ich sehe etwas aus einer ganz anderen Perspektive. Ich lasse das Vergangene Revue passieren und male Bilder für die Zukunft und plötzlich bekomme ich Impulse für die nächsten Schritte. Umgeben von den verschiedensten Bäumen, den Geruch der Erde einatmend, darf ich sagen, dass mein Stresspegel sinkt, es mir leichter fällt aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Und ich glaube zudem, dass unser Immunsystem und seine Abwehrkräfte deutlich gestärkt werden.
„Du wirst mehr in den Wäldern finden, als in deinen Büchern. Bäume und Steine werden dich Dinge lehren, die du von keinem Lehrmeister hörst“… Ich bin mir nicht sicher, wo ich mehr finde – ob in den Wäldern oder in den Büchern. Wenn ich lese und eintauche in die Geschichten, tauche ich auch gleichzeitig in mein Leben ein: Meine Höhen und meine Tiefen, meine Durststrecken und Höhenflüge, meine Sehnsüchte und Wünsche – all das liegt vor meinen inneren Augen ausgebreitet.
Ich weiß, die Bücher und die Wälder geben mir Kraft für die nächsten Schritte, für einen positiven Blick nach vorne, sie sorgen für mein seelisches Gleichgewicht, für wohltuende Momente. Zudem entschleunige ich sowohl beim Lesen als auch in der Natur und komme zur Ruhe, es können Gedanken kommen, die im Alltag leicht verschüttet bleiben. Überall kann ich etwas Wunderbares entdecken. Es lohnt sich, neu aufzubrechen: ob nach außen oder auch nach innen, in unbekannte und fremde Gebiete. Neue Wege, neue Ausblicke, eine neue, veränderte Sicht und auch einen neuen Blick auf die Dinge, auf die Welt, all das verändert meinen Horizont.