Alles im grünen Bereich?

Wenn ich den Automotor starte, leuchten zu Beginn einige rote Lampen auf. Sie erlöschen aber etwas später und zeigen mir damit an, dass alles „im grünen Bereich“ ist.

Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, dann pflege ich auch manchmal zu sagen: Es ist alles im grünen Bereich.

Betrachte ich diesen sog. grünen Bereich näher, so ist er ein Mittelweg zwischen den Extremen, ja eigentlich die goldene Mitte. Die goldene Mitte zu treffen, das Gleichgewicht zu halten, das mittlere Maß zu finden, darauf kommt es oft an, denke ich. Balance ist gefragt, also das Gleichgewicht unserer verschiedenen Lebensbereiche.

Ich spüre immer wieder: das Leben hat viele Herausforderungen, es ist irgendwie ein Drahtseilakt, und damit wir nicht abstürzen, brauchen wir Ausgewogenheit und Gleichgewicht. Auf der einen Seite eine Arbeit, die schon etwas herausfordern darf und auf der anderen Seite gute Gegengewichte: vor allem gute Beziehungen, spirituelle Erfahrungsräume, ein wenig Kultur, gute Bücher, gesunde Ernährung, sportliche Betätigungen, ab und zu mal ein schönes Fest, Zeit für sich und nicht zuletzt genug Schlaf, so dass man am nächsten Tag wieder voll motiviert zur Arbeit gehen kann. Das wär’s: Ein Leben in Balance! Wer würde das nicht gerne haben? 

„Drei Dinge muss der Mensch wissen, um gut zu leben:
was für ihn zu viel, was für ihn zu wenig, was genau richtig ist.“

Diese Weisheit der Suaheli, einem afrikanischen Stamm, habe ich in einem Kalender gefunden und die hat es letztlich in sich. Ich habe gerade das Gefühl, die Balance ist nicht da, eine hartnäckige Erkältung lässt mich nicht los – ich bin dem Druck der Arbeit nachgegangen, zu wenig geschont, zu wenig auf mein Wohlbefinden geachtet. Ich habe einfach die „rote Kontrolllampe“ in mir ignoriert. 

Was könnte genau richtig sein? Eine gesunde Balance von Arbeit und freier Zeit. Das Gespür für Menschen, die vielleicht Unterstützung benötigen. Wenn ich mich an der Schönheit der Natur freuen kann und wenn ich mit Humor und Gelassenheit so manchen Widrigkeiten begegnen kann. Und – die Einsicht, dass wesentliche Dinge im Leben nicht gekauft und nicht gemacht werden können, sondern geschenkt sind: Freundschaft, Vertrauen, Liebe. Ja, in der Betriebsamkeit des Lebens, das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren: das ist und bleibt wohl eine Herausforderung für mein Leben.

„Alles im grünen Bereich?“ – das wünsche ich uns allen! Es gilt: innezuhalten, sich Gottes Gegenwart bewusst zu machen, sich von ihm beschenken lassen. Nimm dir die Zeit! Du bist es dir wert!